Der 75. Jahrestag der Erklärung der Menschenrechte macht deutlich: Es gibt noch viele Defizite. Und sie treffen in vielen Fällen Frauen.
Es ist kaum denkbar, dass die Staatschefs dieser Welt noch einmal so einmütig entscheiden würden wie am 10. Dezember 1948. Damals verabschiedete die Generalversammlung der Vereinten Nationen einstimmig die „Allgemeine Erklärung der Menschenrechte“.
Damals stand die Welt unter dem Schock und Eindruck des Zweiten Weltkriegs. Wohl deswegen war die Einigkeit groß, dass man fortan die Würde, die Freiheit und die Gleichheit der Menschen schützen wolle. Diskriminierung und Folter wurden geächtet, das Recht auf Freizügigkeit und Asyl ausdrücklich betont. Heute, 75 Jahre später, gelten die Menschenrechte in vielen Teilen der Erde nichts mehr oder nur wenig. Und es sieht nicht nach einer Besserung aus.
Opfer werden zum politischen Spielball
In Konflikten und Kriegen gehen Menschenrechte als Erstes vor die Hunde. Die Gewaltexzesse in ukrainischen Orten wie Butscha zeugen davon. Oder jüngst der Kibbuz, wo Hamas-Terroristen fröhlich feiernde junge Leute abschlachteten, Alte und Kleinkinder entführten. Die islamistischen Mörder prahlten sogar mit ihren Verbrechen, verschickten davon stolz Videos.
Doch anstatt diesen Horror zu verurteilen, werden die Opfer nun zum politischen Spielball. Und an diesen Machtspielen sind vor allem Staaten beteiligt, in denen Menschenrechte nicht viel gelten. Die arabischen Länder zählen dazu, der Iran, Russland, die Türkei oder China. Es ist weit gekommen, dass die freiheitlich-demokratische Welt solche Vermittler und Helfer benötigt.
Doch auch in demokratischen Ländern werden Menschenrechte nicht selten relativiert, wenn es um die Rechte von Frauen geht. Die brutalen Vergewaltigungen israelischer Frauen am 7. Oktober hat die feministische „Me-too“-Bewegung nicht zum Aufschrei genötigt. Dies gilt auch für Zwangsehen oder andere Unterdrückungen von Frauen hierzulande. Zudem sitzen im Bundestag Abgeordnete, denen Menschenrechte nicht sonderlich wichtig sind. Und sie fühlen sich stark.
Hoffnung auf mutige Menschen
Menschenrechte sind immer auch Frauenrechte. Über beide wird in diesen unruhigen Zeiten nicht gern geredet. Auch deshalb, weil in den Vereinten Nationen jede Menge Gewaltherrscher sitzen, die nicht mehr so denken wie am 10. Dezember 1948.
Geblieben von der Idee dieses Tages ist bisweilen nur die Hoffnung, dass mutige Menschen allerorten weiter für die Verwirklichung der Menschenrechte kämpfen.